Hilfe, Fett!

Wenn ich mit meiner Mutter telefoniere und ihr erzähle, was wir so essen (was selten genug vorkommt), dann kommt von ihr immer, in meist abschätzigem, manchmal leicht angewidertem Ton: „Hat das nicht wahnsinnig viel Fett?“

Doch, hat es. Und genau darum geht es 😀

Durch viele verschiedene Studien und Untersuchungen und Nachforschungen von mehr oder weniger fähigen Wissenschaftlern wissen wir schon erstaunlich viel darüber, wie der Körper funktioniert. So in etwa zumindest, ganz grob überschlagen 😉

Erste Beobachtung: Was rein geht, kommt anders wieder raus.

Also muss in unserem Körper etwas mit der aufgenommenen Nahrung passieren. Wissenschaftler haben nun angefangen, den thermischen Wert einzelner Nahrungsmittel zu berechnen – wie viel Energie tragen die Lebensmittel in sich? Das wurde in Kcal festgehalten. Dann war da die Frage, wie viel der menschliche Körper überhaupt an Energie braucht. Und da stellt man fest, dass dieser Wert in den vergangenen Jahren immer wieder nach oben korrigiert wurde.
Das Problem: Je nach Reifegrad, Wachstumsstandort, Fütterung, Sonnenlicht und ähnlichem, weichen diese Werte beim gleichen Produkt stark von einander ab. Das gleiche trifft natürlich auch auf den Menschlichen Körper zu: Schlafzustand, Stress, Innen – und Aussentemperatur, Wasseraufnahme, Krankheitskeime… ich behaupte mal, an keinem von 2 Tagen im Leben eines jeden Menschen ist der Energieverbrauch /-bedarf genau gleich.

Zweite Beobachtung: Übergewicht erkennt man immer an der besonderen Speckschicht – um den Bauch oder an den Beinen, Po, Armen.

Nun wurde untersucht, woraus dieser Speck besteht: Fett. Welches mit 9 kcal deutlich mehr Energie liefert als Kohlenhydrate und Eiweiß zusammen (jeweils etwa 4 Kcal). Schlussfolgerung der Wisschenschaft: Keine Fettaufnahme = keine Fettablagerung an den genannten Stellen. Also wurde empfohlen, sich „ausgewogen“ zu ernähren. Kaum Fett, höchstens 2 mal pro Woche ein Ei, wenig Fleisch und wenn, dann fettarm, viel Gemüse und viele Vollkornprodukte. Kommt jedem von uns bekannt vor, denke ich 😉

Dritte Beobachtung: Wer einen Schlaganfall / Herzinfarkt erleidet, der hat meist auch Fettablagerungen in den Blutgefäßen. Sowie oft auch Übergewicht und zu hohe Cholesterinwerte.

Bei der Entdeckung von Cholesterin wurde natürlich auch direkt nachgesehen, wo das Zeug überall drin ist. In Buttern, Eiern, Fleisch. Alles was fett ist also. Zum Glück wurde davor schon gewarnt, jetzt wurde es also nochmal betont. Und dass sich Fett nun auch in Arterien ablagert, spricht erst recht gegen es.
Also wurde eine riesige Kampagne gegen Fett gestartet, die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) druckte hübsche Flyer und Ernährungspyramiden, Ärzte und Ernährungsberater wurden geschult, die bestehenden Erkenntnisse an Tieren überprüft (in dem zum Beispiel Kaninchen mit Eigelb gefüttert wurden)…
Alles lief perfekt – nur wollten und wollten die Menschen einfach nicht dünner werden! Diabetes nahm zu, Krebs nahm zu, Schlaganfälle und Herzinfarkte häufen sich… Demenz und Parkinson sind auf dem Vormarsch, auch die Kinder werden immer dicker.
Niemand konnte sich das erklären… allerdings wurden auch keine Ergebnisse überprüft. Die DGE und die Mehrheit der Ärzte halten noch immer an den veralteten Empfehlungen fest.

Mit Aufkommen der ersten „Low Carb Diäten“ wie Atkins, Dukan, LCHF, Paleo wurden die Grundfesten erschüttert.

Die rigorose Entfernung von Kohlenhydraten sorgte für Entrüstung. Kohlenhydrate sind gesund! Ohne Kohlenhydrate kann man nicht denken! So viel Fett! Und Cholesterin! Das kann nicht gesund sein!

Machen wir jetzt mal ganz objektiv unsere eigenen Beobachtungen.

Erste Beobachtung: Der übergewichtige Bauch besteht aus Fett.

Soweit waren die Wissenschaftler ja auch schon. Nur ist deren Schlussfolgerung für mich nicht schlüssig.
Der Bauch ist ein riesiger Speicher für schlechte Zeiten. Fett liefert mit knapp 9 Kcal relativ viel Energie. Diese aus dem Speicher wieder raus und nutzbar zu machen ist allerdings gar nicht so einfach, weshalb dafür auch Energie drauf gehen dürfte. Kohlenhydrate lassen sich viel leichter verbrauchen (die KH Speicher in den Muskeln sind bei Beanspruchung dieser ratzfatz leer). Warum also sich die Mühe machen, Fett einzulagern und nicht direkt Kohlenhydrate?

Zweite Beobachtung: In einem Ei wird aus einer befruchteten Eizelle ein komplettes Küken. Also enthält das Ei alles, was Zellen zum Wachsen und entwickeln brauchen. Knochen, Haut, Federn, Gehirn, Organe – alles das muss erstmal gebaut werden.

Was steckt in einem Ei, das ja geschlossen ist, also alles drin, um das möglich zu machen?
74% Wasser, 13% Eiweiß, 11% Fett und 1% Kohlenhydrate. Dazu noch Vitamine.
Es ist also möglich, ein Lebewesen zu erschaffen, quasi ohne Kohlenhydrate, dafür mit ordentlich Fett. Warum sollte Fett also etwas böses sein?
Irgendwann fand man heraus, dass es nicht nur „das Fett“ gibt, sondern verschiedene Fette. Und dass diese zum Teil tatsächlich für den Körper notwendig sind. Also wurde nun in gesättigte (aus Fleisch und Käse) und ungesättigte Fette (in Pflanzenöl) unterschieden. Und weil ungesättigt so gut klingt, wurde nun empfohlen, wenn schon Fett, dann doch bitte ungesättigt. Pflanzenmargarinen als Butterersatz schossen aus dem Boden, Sahneersatz aus Pflanzenfett. Butter und Käse und Fleisch hatten ein schweren Stand. Erfolg? Mäßig.

Dritte Beobachtung: Es gibt drei Makronährstoffe. Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate.

Die Verbannung des Fettes, eines der drei Bausteine, ist in Ordnung, die Verbannung eines anderen (Kohlenhydrate) plötzlich aber nicht mehr. Warum? Man weiß es nicht…

Vierte Beobachtung: Fett alleine und Kohlenhydrate alleine machen nicht dick.

Das ist eine Beobachtung, die ihr selbst an euch ausprobieren könnt.
Versucht mal Nudeln oder Reis oder Getreidekörner oder Zucker ohne alles – schmeckt nicht?
Dann versucht mal Butter oder Sahne oder Bauchspeck ohne alles – Schmeckt auch nicht?
Wenn ihr nur Kohlenhydrate oder nur Fett essen würdet, kämt ihr niemals über euren täglichen Kcalbedarf. Egal wie hoch oder niedrig er ist. Denn der Körper erkennt schon auf der Zunge, was es ist und wie viel er davon braucht.

Jetzt esst mal Kuchen, Nudeln mit Käsesoße, Donuts, Reis mit Hühnerfrikassee, Pizza. Schmeckt so gut, dass ihr kaum aufhören könnt? Oder es immer wieder essen wollt?
Das liegt an der Kombination. Dadurch dass es süß ist, verkennt der Körper den wahren Fettgehalt. Und bringt euch dazu, mehr zu essen als ihr eigentlich braucht. Der Zucker darin löst im Gehirn wahren Gehirnfasching aus – und das Gehirn liebt diesen Zustand und will ihn immer wieder herstellen. Also muss immer wieder Nachschub her.
Der Zucker erhöht auch den Blutzuckerspiegel, was eine Insulinausschüttung provoziert. So hoch wie der Zucker ansteigt, fällt er auch wieder ab durch das Insulin, es entsteht eine Unterzuckerung, die der Körper um jeden Preis wieder ausgleichen will. Also muss wieder mehr Zucker her. Das ist ein Kreislauf, dem man nur durch harten Entzug entkommen kann. So lange Insulin im Kreislauf ist, wird übrigens auch kein Fett verbrannt. Denn dringlichstes Ziel ist die Senkung des Blutzuckers.

Wenn wir jetzt also die Kohlenhydrate verbannen, was passiert dann?

Wir machen einen kalten Entzug. Das Gehirn schafft es auch ohne Kohlenhydrate, allerdings ist die Versorgung über Eiweiß und Fett für den Körper mehr Aufwand, als euch zu sagen: „Iss gefälligst was Süßes!“
Der Blutzuckerspiegel bleibt konstant. Die Bauchspeicheldrüse ist nicht ständig mit der erneuten Senkung beschäftigt und muss weniger Insulin ausschütten und produzieren. Die Blutzuckerspitzen bleiben genauso aus wie die Blutzuckertiefs, und damit fehlt auch der Heißhunger.
Ergo: Wir können uns wieder auf das besinnen, was wir wirklich brauchen und sind nicht mehr „kohlenhydratgesteuert“. Wir lernen, wieder zu essen wenn wir Hunger haben, und nicht wenn der Blutzucker abgefallen ist und eigentlich noch genug Energie im Magen rum liegt. Wir lernen wieder, auf unser Sättigungsgefühl zu hören. Wir sind durchgehend leistungsfähig und nicht nur während der Zuckerhochs.

Was hat das ganze nun mit Fett zu tun?

Fett ist lebensnotwendig. Ebenso wie Eiweiß.

Fett hilft, Zellwände zu reparieren, es isoliert die Nervenstränge (wie bei einem Kabel), es ist wichtig für Knochenbildung, Blutgerinnung und Blutdruckregulierung.Es wird zur Herstellung von Cholesterin benötigt und dieses braucht man zur Aufnahme von Vitamin D, zur Herstellung diverser Hormone wie Testosteron und dient zur Stabilisierung der Zellmembrane.
Mit „Cholesterin“ sind HDL, LDL und Triglyceride gemeint, die durch das Blut schwirren und dort zu ihrem Bestimmungsort getragen werden.

Was passiert bei zu wenig Fettaufnahme?

Der Körper braucht so dringend Cholesterin, dass er es im Ernstfall selbst produzieren kann. Dazu wandelt er Kohlenhydrate um. Das Problem dabei: Die selbst produzierten Partikel sind nicht so gut wie das Original. Es entstehen mehr LDL- Partikel, welche dann auch noch zu klein geraten. Diese gelangen dann leider dahin wo sie nicht hin sollen – in die dünnen Arterien, wo sie sich ablagern. Also sind diese Verfettungen, die zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen im Endeffekt schlampig produzierte Fette aufgrund von Fett – Mangelernährung.
Nimmt man deshalb mehr Fett zu sich, verbessern sich oft die Cholesterinwerte erstaunlich rasch, da der Körper diese nicht mehr selbst bauen muss und die Partikel wieder die richtige Größe haben und nicht mehr auf Abwege geraten können.
Außerdem können Zellen nicht mehr so schnell repariert werden und die Blutgerinnung dauert länger. Deshalb kann es zu verstärkten Infektionen und Erkrankungen kommen.

Resultat:
Fett ist lebensnotwendig, sonst würde der Körper es nicht speichern. Wer regelmäßig gute Fette in ausreichender Menge zu sich nimmt, bleibt auch bis ins hohe Alter fit und gesund.

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